Tipps
- Offene Sexualanamnese ohne Verurteilung!
- Bei jeglicher STI bzw. Verdacht: Zusätzlichen HIV-Test anbieten oder empfehlen (viele ambulante Angebote, oft anonym, kostenlos oder mit geringen Gebühren) -z.B. Online-Liste der Aidshilfe
- Partner:in bei V.a. STI immer mitbehandeln (bzw. zeitnahe ambulante Mitbehandlung/Vorstellung empfehlen), sonst Risiko von „Ping-Pong-Infektion“.
Postexpositionsprophylaxe (PEP)
Oft emotional-belastende Situation. Beruhigen! Ziel: Risiko für Übertragung evaluieren. Je nach Situation D-ärztliche Aufnahme, Verlaufskontrolle ambulant / betriebsärztlicher Dienst.
Testung je nach Ereignis:
- Nadelstichverletzung o.ä.: HIV, Hep B, (Hep C)
- Sexueller Kontakt: HIV, Hep B, (Hep C), Gonorrhö, Chlamydien, (Syphilis): Für Hep C und Syphilis keine PEP möglich
Blutentnahme:
- Patient:in (exponierte Person): Blutentnahme (+ Tetanus-Status)
- Hepatitis B (Anti-HBs, Anti-HBc)
- Hepatitis C (Anti-HCV)
- Anti-HIV
- falls PEP erwogen: „Basis-Labor“ (Blutbild, Leber, Niere)
- Indexperson:
- Hepatitis B (HBs-AG, ggf. HBV-DNA)
- Hepatitis C (Anti-HCV)
- Anti-HIV (wenn positiv/bekannt positiv: PCR, Viruslast = Kopien/ml)
Checkliste HIV Exposition
- Zeitpunkt des Kontakts? Welche Art von Kontakt? (Schleimhaut? Kanüle?)
- Indexperson sicher HIV-infiziert?
- Ja: Laufende antiretrovirale Therapie? Viruslast (HIV-RNA-Kopien/ml) in letzter Kontrolle?
- Nein: Wahrscheinlichkeit einer HIV-Infektion abschätzen
- Sofortmaßnahmen nach Kontakt:
- Stich-/Schnittverletzung: Spontane Blutung nicht unterbinden, keine Manipulation an der Wunde (kein Quetschen oder Ausdrücken der Wunde). Nach spontaner Blutung ggf. Stichkanal/Schnittverletzung spreizen und spülen (Wasser/Seife/Antiseptikum - z.B. Händedesinfektionsmittel oder ethanolbasiertes Hautantiseptikum)
- Auge: Spülung mit (reichlich) Wasser
- Mundhöhle: Ausspucken des Materials, mehrfaches Spülen mit Wasser
- Geschädigte oder entzündete Haut: Wasser und Seife, dann vorsichtig mit Tupfer und Hautantiseptikum
- Indikation PEP: Immer individuelles Risiko erheben!
- Dosierung/Präparatewahl PEP, detaillierte Szenarien mit Pro/Con-Empfehlungen: 2022 D-Ö-CH-Leitlinie
- PEP bei HIV muss für optimale Wirksamkeit frühestmöglich verabreicht werden (optimal <2h nach Kontakt).
Weiterführende Literatur und Links
Interessante Links (frei zugänglich)
- Leitlinie PEP nach HIV-Exposition (AWMF 2022)
- Hepatitis B Prophylaxe nach Blutkontakt (RKI 2000)
Literatur
- DAIG. Deutsch-Österreichische Leitlinie zur medikamentösen Postexpositionsprophylaxe (PEP) nach HIV-Exposition (S2k). AWMF (2022).
- Schöfer, H. et al. Diagnostik und Therapie der Syphilis. Hautarzt 71, 969–999 (2020).
- Fandler, M. & Böhm, L. Postexpositionsprophylaxe nach HIV-Exposition. Notaufnahme up2date 2, 315–319 (2020).
- DSTIG. S2k-Leitlinie Sexuell übertragbare Infektionen (STI) – Beratung, Diagnostik und Therapie. AWMF (2018).
- RKI. Empfohlene Maßnahmen zur Hepatitis-B-Prophylaxe nach einer Kanülenstichverletzung oder anderen Blutkontakten. Epidemiologisches Bulletin (2000).