1. Leitsymptome
  2. Reanimation und Allgemeines

CBRN

Feedback senden

Killer

  • Übersehene Begleitverletzungen
    (Frakturen, Blutungen / penetrierende Verletzungen)
  • (Drohende) Atemwegsverlegung

Red Flags

  • BGA
    • Laktaterhöhung
    • Hypokalzämie
  • Vigilanzminderung / Verwirrung
  • EKG
    • QTc > 500ms
    • (globale) Ischämiezeichen
    • Rhythmusstörungen

Erste Schritte

Erkennen von CBRN Gefahr
  • Identifikation eines CBRN Ereignisses möglichst von Einsatzkräften der vor Ort
  • Vorgehen wird von Feuerwehr (und Polizei) festgelegt:
    • notwendige Dekontaminationsmaßnahmen
    • persönliche Schutzausstattung
    • Sicherheitsabstände
    • Übergabepunkte

CAVE: Eigenständiges Aufsuchen der Kliniken durch Betroffene wahrscheinlich. In Anfangs- / Chaosphase oft unklares Lagebild!

Bei folgenden Punkten aktiv CBRN Ereignis erwägen:

  • Mehrere Betroffene mit gleichen Symptomen / Toxidrom
  • Tiere am Schadensort ebenfalls erkrankt / symptomatisch

CBRN Verdacht, bisher keine Dekontamination / Toxinfestellung erfolgt:

  • Eigenschutz (wenn nicht sicher dekontaminiert und Toxin bekannt):
    • Augenschutz
    • OP-Kittel + Plastikschürze
    • Sterile Handschuhe (ggf. 2 Paar)
    • FFP3 Maske
  • Dekontamination (falls noch nicht erfolgt):
    • Vollständige Entkleidung
    • Spülung betroffener / benetzter Stellen mit Wasser (nicht mit Bürsten Haut penetrieren / verletzen)
    • Bei unbekanntem Agens: "Verdünnung und Spülung ist besser als Nichts!"
  • Verschleppung verhindern
    • “Kontaminierten Bereich” und “sauberen Bereich” definieren und trennen (ausreichenden Abstand einhalten / räumliche Trennung ermöglichen)
    • Ausreichende Belüftung im kontaminierten Bereich

Bei vorheriger Dekontamination durch die Feuerwehr: Schutzmaßnahmen und weitere Dekontamination nach Maßgabe der Feuerwehr.

Basistherapie

  • Wärmeerhalt
    (Hypothermie insb. nach Nassdekontamination sehr wahrscheinlich!)
  • Toxidromerkennung z.B. über CRESS Schema (s. unten)
    • Therapie nach Toxidrom
  • Traumacheck - Begleitverletzungen?
  • Engmaschige Verlaufskontrolle / Monitoring

(Basis-)Diagnostik

  • Venöse BGA (Elektrolytstörung, Laktaterhöhung)
  • EKG (QTc>500ms?, Brady-/Tachykardie?, Arrhythmie?)
  • Proben asservieren (Serum, Erbrochenes, Urin)

Tipps

  • Feuerwehr / Polizei frühzeitig über Verdacht informieren
  • Rücksprache mit Giftnotruf halten

Erste Hinweise auf Toxin:

  • Cholinerges Syndrom (Sekretion, Miosis, Durchfall, Schwitzen): Nervenkampfstoff / Organophosphate
  • Primäre Atemnot / Lungenödem
    • schnell symptomatisch: Ammoniak / Schwefelwasserstoff
    • verzögert symptomatisch: Chlorgas
  • Schmerz an Kontaktflächen/Haut: Hautkampfstoffe / Flusssäure
  • Somnolenz / Bradypnoe: Opioide
  • (kardiale) Ischämiezeichen: Cyanide / Kohlenmonoxid (BGA bzgl. COHb)

Fokus Präklinik

  • Einsatztaktik:
    • Sofort Lagemeldung an Leitstelle / Information über CBRN Verdacht
    • Annäherung an Einsatzstelle aus Windrichtung
    • Abstand halten
    • Schutzausstattung tragen (FFP3 Maske, Schutzbrille, 2 Paar Einmalhandschuhe, Schutzkittel)
  • Erste Schritte nach Dekontamination:
    • Wärmeerhalt!
    • Bodycheck bzgl. weiterer Verletzungen
    • Großzügige Sauerstoffgabe
    • Antidot erwägen

CRESS-Schema

Vereinfachtes Schema zur Toxidrom-Erkennung / Identifikation möglicher Toxine bei V.a. chemische Giftstoffe und Kampfstoffe in der Notfallsituation.
Allgemeiner Überblick über Toxidrome bei Vergiftungen siehe Intoxikation - Toxidrome.

Nervengift
(Alkyl-phospate)

Cyanide

Opioide

Atropin

DD Sepsis

Consciousness
(Bewusstsein)

Krampfanfall

Bewusstlos
Krampfanfall

Bewusstlos
Somnolent

Agitiert
Verwirrt

ggf. verwirrt

Respiration
(Atmung)

Tachypnoe
Apnoe

Tachypnoe
Apnoe

Bradypnoe
Apnoe

Tachypnoe

Tachypnoe

Eyes
(Pupillen)

Miosis (Stecknadel)

Mydriasis
(erweitert)

Miosis
(Stecknadel)

Mydriasis
(erweitert)

normal

Secretions (Schwitzen)

verstärkt

normal

normal

trocken

normal

Skin
(Haut)

schwitzend

pink
blau

normal
blau

rot
trocken

marmoriert

Sonstiges

Erbrechen
Inkontinenz
Bradykardie

plötzliches Auftreten

Tachykardie

CBRN - Antidote

Allgemeine Antidote bei Intoxikationen siehe Intoxikation.

Antidot

Indikation

Dosierung *

Besonderheit

Atropin

Nervenkampfstoff

2mg iv./io./im.

alle 5 Min. Dosis verdoppeln bis Wirkung

Hydroxocobalamin

Cyanide / Rauchgas

5-10g iv.

4-DMAP

Cyanide

250mg iv. (3mg/kg)

Zusätzliche Natriumthiosulfat iv.: 100-200mg/kg (1-2ml/kg) über separaten Zugang

Methylenblau

Methämoglobinämie

100mg iv. langsam (1-2mg/kg)

MetHb Bildung z.B. durch 4-DMAP

Obidoxim

Nervenkampfstoff / Alkylphosphat

250mg iv./io./im.

Calciumgluconat 10%

Flusssäure

30ml iv. Kurzinfusion

Bei Hautkontakt unterspritzen / CaGluc-Creme

Physostigmin

Anticholinerges Syndrom / Atropin-Überdosierung

0,5-1mg iv.

ggf. nach 5 Min. wiederholen

Naloxon

Opiat-Überdosierung

(0,4-)-2mg iv.

Carfentanyl: Eher 4mg initial

Alle 2 Min. wiederholen bis Atemfrequenz normal; dann engmaschige Verlaufskontrolle.

Flumazenil

Benzodiazepin-Überdosierung

(0,1-) 0,3mg iv.

Senkt Krampfschwelle

*Dosierungen teilweise angepasst auf etwaiges CBRN Ereignis. Allgemeine Vergiftungen und Antidote siehe Intoxikationen.

Chemische Kampfstoffe

Nervenkampfstoffe

Wirkmechanismus:

Hemmung der Acetylcholinesterase hierdurch cholinerges Syndrom. Initial reversibel durch Oxime - je nach Wirkdauer / Toxin im Verlauf irreversibel (daher frühe Gabe von Obidoxim wichtig)

Stoffklassen (Auszug):

  • Insektizide (E605)
  • Kampfstoffe:
    • G - Reihe
      • Tabun (GA)
      • Sarin (GB)
      • Soman (GD)
    • V-Reihe (z.B. VX)
    • Nowitschok Reihe

Nervenkampfstoffe werden in verschiedene “Reihen” eingeteilt. Allgemein nimmt die LD50 (letale Dosis) von G-Reihe über V-Reihe hin zu Nowitschok ab. Der Wirkmechanismus ist bei allen Stoffen vergleichbar, allerdings ist die Effektivität von Obidoxim unterschiedlich.

Dekontamination / Schutzmaßnahmen:

  • Aufnahme: Inhalation, ggf. Hautreizung
  • Schutz: Atemschutz (grün/gelbe Markierung am Filter), Gase verflüchtigen sich schnell, Arbeit im sicheren Bereich an entkleideten Pat. zwar möglich (Hautreizungen bei direktem Hautkontakt), prinzipiell aber Dekontamination durch Feuerwehr vorgeschrieben
  • Dekontamination: Ausreichende Belüftung, Nassdekontamination notwendig

Symptome:

Akronym ”SLUDGE”:

  • Speichelfluss (salivation)
  • Tränenfluss (lacrimation)
  • Harndrang (urination)
  • Durchfall (diarrhea)
  • Magen-Darm-Beschwerden (gastrointestinal distress)
  • Erbrechen (emesis)

Zudem: Miosis
Bei reinem Hautkontakt: Schwitzen

Akut lebensbedrohliche Symptome “3 B+”:

  • Bradykardie
  • Bronchospasmus / Bronchorrhoe (bis zur Ateminsuffizienz)
  • Verwirrung / Somnolenz / Koma
  • Krampfanfälle

Therapie:

  • Atropin:
    • Pat. instabil (z.B. Koma, Krampfanfall, massive Bronchorrhoe): 2mg iv./im./io. initial
    • Leichte Symptomatik: 0,5mg iv./im./io. initial
    • Alle 5–15 Minuten Dosis verdoppeln bis Besserung der 3 Bs (Bradykardie, Bronchospasmus, Bronchorrhoe/Sekretion)
  • Obidoxim:
    • 250mg iv./im./io. (Gabe möglichst zügig nach relevanter Exposition)

Senfgas

Wirkmechanismus

Hautkampfstoff. Senfgas ist ein alkylierender Blasenbildner. Die Symptome treten verzögert auf (12–24 Stunden), abhängig von Menge, Expositionsdauer und Hautbeschaffenheit /-Feuchtigkeit.

Symptome:

  • Augenreizung (3–6 Stunden)
  • Hautrötung (6–24 Stunden)
  • Blasenbildung (12–48 Stunden) mit starkem Schmerz
  • Bronchiale Reizung bis hin zu Ateminsuffizienz

Dekontamination / Schutzmaßnahmen:

  • Aufnahme: Reaktion mit Haut und Schleimhaut der Lunge (Gefahr durch Benetzung / Inhalation)
  • Schutz: ABC-Schutz der Feuerwehr bis zur vollständigen Dekontamination notwendig
  • Dekontamination: Entkleiden, Nassdekontamination mit Seifenlösung / RSDL

Therapie:

  • Keine spezifische Therapie möglich
  • Supportiv:
  • Durch oft verzögerte Symptomausprägung stationäre Verlaufsbeobachtung notwendig
  • Die Behandlung von Blasen ist umstritten, eine frühzeitige Entlastung kann unter aseptischen Bedingungen in Betracht gezogen werden.

Nachweis/Diagnostik: Nachweis aus Hautproben, Blaseninhalt, Protein/DNA Analyse

Lewisit

Wirkmechanismus:

  • Hautkampfstoff
  • Störung der Pyruvatdehydrogenase und zellulären Energieproduktion
  • Lokal: Gewebsnekrose (Haut, Auge, Schleimhaut und Atemwege)
  • Systemisch: Erhöhung der Kapillarpermeabilität (distributiver Schock, Hämolyse, Lungenödem, Nephritis, Polyneuropathie)

Symptome:

  • Hautrötung, starkes Brennen, gräuliche Läsionen und oberflächliche Blasen
  • Augenreizung
  • Reizung der Atemwege, Husten, Lungenödem bis hin zu ARDS

Dekontamination / Schutzmaßnahmen:

  • Aufnahme: Reaktion mit Haut und Schleimhaut der Lunge (Gefahr durch Benetzung / Inhalation)
  • Schutz: ABC-Schutz der Feuerwehr bis zur vollständigen Dekontamination notwendig
  • Dekontamination: Entkleiden, Nassdekontamination mit Seifenlösung / RSDL

Therapie:

  • Supportiv
    • Atemunterstützung (Sauerstoffgabe, NIV bei Ateminsuffizienz)
    • Analgesie
  • Indikationen zur Antidottherapie:
    • Husten, Lungenödem, Atemnot
    • Hautverbrennungen oder Erytheme >5 %
    • Systemische Wirkung
    • Dimercaprol (britisches Anti-Lewisit): 3 mg/kg im. alle 4 Stunden für die ersten 2 Tage, dann 12 Stunden für die nächsten 10 Tage. (Cave: Kreuzreaktion bei Erdnussallergie)

Nachweis / Diagnostik:

  • Arsenspiegel im Blut

Rizin

Wirkmechanismus:

  • Rizin greift die Proteinbiosynthese der betroffenen Zellen an mit anschließendem Zelltod
  • Die Wirkung des Toxins beginnt sofort. Zeit bis zum Auftreten erster Symptome hängt vom Aufnahmeweg und -Menge ab:
    • Intravenös: 4-24h systemisch (Reizung an der Eintrittspforte schneller)
    • Inhalativ: 4-8h pulmonale Beschwerden, 18-24h systemisch
    • Oral: erste Zeichen innerhalb weniger Stunden bis hin zu 48h
    • Dermal: unbekannt (eher keine Resorption über intakte Haut)

Symptome:

Symptome ​​abhängig von Menge und Aufnahmeweg, treten erst nach Stunden auf, sodass eine Intoxikation in der Akutphase kaum erkannt werden kann.

  • Parenteral: Starke Schmerzen an der Einstichstelle bzw. Schnittverletzung, schweres allgemeines Krankheitsgefühl, Muskelschmerzen, Herzrhythmusstörungen, Schock
  • Inhalativ: schwere respiratorische Symptome (trockener Husten, Atemnot), Hautausschlag , Schleimhautschwellungen im Bereich der Atemwege
  • Oral: Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und heftige Magen-/Darmkrämpfe als erste Zeichen
  • Dermal: Systemische Intoxikationen nach dermaler Exposition wurden bei intakter Haut nicht berichtet. Aussagekräftige Studien, ob das Toxin auch über Mikroverletzungen der Haut aufgenommen werden kann, gibt es nicht. Allergisch-toxische Reaktionen sind jedoch möglich, inkl. Hautausschlag mit Juckreiz, Rötung (Erythem), Blasenbildung und Schmerzen

Dekontamination / Schutzmaßnahmen:

  • Aufnahme: Resorption primär über Atemwege/Schleimhaut
  • Schutz: FFP2 Maske + Schutzbrille + Handschuhe wahrscheinlich ausreichend
  • Dekontamination: Entkleiden, Reinigung mit Wasser

Therapie:

  • Nur rein supportive Therapie möglich

Nachweis/Diagnostik:

  • Nachweis über z.B. ELISA durch Speziallabore möglich

Ammoniak / Chlorgas / Schwefelwasserstoff

Ammoniak ist bei Raumtemperatur ein farbloses Gas mit charakteristisch stechendem Geruch. Es ist bei Raumtemperatur leichter als Luft, wenn es stark abgekühlt ausgebracht wird, bildet es eine dichte, auf dem Boden liegende Wolke.

Chlor ist ein grün-gelbes, nicht brennbares Gas. Es ist ein starkes Oxidationsmittel und explosionsfähig. Es ist schwerer als Luft (verdrängt Sauerstoff) und bildet bei Wasserkontakt eine stark oxidative und ätzende Säure.

Schwefelwasserstoff ist ein farbloses, leicht entzündbares Gas mit typischem Geruch nach faulen Eiern. Es ist nur mäßig wasserlöslich.

Symptome:

  • Lokal:
    • Schleimhautreizung
    • Atemwegsschwellung
    • Augenreizung/-verätzung
  • Pulmonal:
    • Bronchospasmus
    • Lungenödem / resp. Insuffizienz

Symptome nach Ammoniak- und Schwefelwasserstoffexposition unmittelbar, nach Chlorgas (konzentrationsabhängig) bis zu 24h verzögert!

Dekontamination / Schutzmaßnahmen:

  • Aufnahme: Inhalation
  • Schutz: Gasmaske / Atemschutz (grün/gelbe Markierung am Filter), Gase verflüchtigen sich schnell, Arbeit im sicheren Bereich an entkleideten Pat. sicher möglich
  • Dekontamination: Ausreichende Belüftung, keine spezifische Dekontamination notwendig

Therapie:

  • Lokal: Spülung mit Kochsalzlösung (mind. 15 Min.)
  • Pulmonal:
    • Sauerstoffgabe
    • Bei Bronchospasmus Inhalation (zB. Salbutamol / Adrenalin) + 8 Hub Beclometason-Spray (800µg) + Prednisolon 250m iv. (Evidenz schlecht)
    • Bei Lungenödem: (NIV-)Beatmung + ggf. Prednisolon 1000mg iv.
    • Bei Schwefelwasserstoff-Inhalation zusätzlich Antidot-Therapie
      • 4-DMAP 250mg iv. (KEIN Natriumthiosulfat!)
        • Ggf. alternativ Hydroxycobalamin 5g iv.

Nachweis/Diagnostik:

  • Gase durch spezifischen Geruch gut wahrnehmbar.

Biologische Kampfstoffe

Allgemein:

Durch die Inkubationszeit bis zum Auftreten erster Symptome ist die Detektion von Vorfällen mit biologischen Kampfstoffen in der Frühphase kaum möglich. Bei Verdacht raschestmögliche Rücksprache mit Expert:innen!

Schutzmaßnahmen / Dekontamination:

  • FFP3 Maske + Schutzbrille + Schutzkittel + Kopfhaube (analog z.B. TBC) wahrscheinlich ausreichend
  • Nach Pat. Kontakt immer auf Hygiene (Händedesinfektion etc.) achten
  • Betroffene Pat. isolieren (nach Inkubationszeit infektiös!)

Übersicht möglicher biologischer Kampfstoffe

Erreger

Art

Erkrankung

Letalität

Infektiosität

Alphavirus

Virus

Chikungunya

gering

wechselnd

Arenavirus

Virus

Lassafieber

hoch

hoch

Bacillus Anthracis

Bakterium

Milzbrand

hoch

erhöht

Brucella sp.

Bakterium

Brucellose

gering

hoch

BunyavirusVirusEncephalitis, hämorrhagisches Fieberhochhoch

Burkholderia mallei

Bakterium

Rotz

hoch

hoch

Burkholderia pseudomallei

Bakterium

Melioidose

erhöht

hoch

Clostridium botulinum Toxin

Toxin

Botulismus

hoch

-

Clostridium perfringens

Bakterium

Gasbrand Enteritis

hoch

gering

Coxiella burnetii

Bakterium

Q-Fieber

gering

hoch

Filovirus

Virus

hämorrhagisches Fieber

hoch

hoch

Flavivirus

Virus

Gelbfieber

gering

hoch

Francisella tularensis

Bakterium

Hasenpest

hoch

hoch

Influenza

Virus

Grippe

gering

hoch

Norovirus

Virus

Gastroenteritis

gering

erhöht

Rizin

Toxin

hoch

-

Salmonella typhi

Bakterium

Gastroenteritis

erhöht

erhöht

Shigella sp.

Bakterium

Gastroenteritis

gering

erhöht

Staphylococcus entertoxin B

Toxin

Gastroenteritis

erhöht

-

Trichothecene (T-2) mycotoxin

Toxin

Gastroenteritis / GI-Blutung

hoch

-

Vibrio cholera

Virus

Cholera

erhöht

erhöht

Yersenia pestis

Bakterium

Pest

hoch

hoch

Strahlung

Verschiedene Szenarien für radiologische oder nukleare Notfallsituationen, u.a.:

  • Unfallsituation (Kernkraftwerk, kleinere Strahlungsquellen)
  • Terroranschlag (z.B. "schmutzige Bombe", Verseuchung von Trinkwasser, improvierte Nuklearwaffe)
  • Kernwaffeneinsatz

Arten der Exposition von Pat.:

  • Externe Exposition (ionisierende Strahlung von außen)
    • von Pat. geht keine Gefahr für Behandlungsteam aus
  • Interne Exposition (Ingestion, Inhalation, Haut / Wunden)
    • geringe Gefahr, ggf. durch Ausscheidungen
  • Kontamination (radioaktive Stoffe / Partikel auf Kleidung oder am Pat. selbst)
    • Gefahr durch Kontaminationsverschleppung
      • Durch Entfernung der Kleidung kann Kontamination bis 90% reduziert werden
  • Kombinationsverletzungen (Verletzung plus Kontamination)
    • Gefahr des Übersehens von Begleitverletzungen

Vorgehen bei V.a. nuklearen / radiologischen Notfall
Generell in Deutschland und International wenig reale Erfahrung; Expertenmeinung:

  • Enge Rücksprache mit Einsatzkräften (insb. Feuerwehr) bezüglich sicheren Räumen und Dekontamination
    • Typisch: Separate Behandlungsteam für kontaminierten und "sauberen" Bereich
  • Maximalst möglichen Abstand von etwaiger Strahlenquelle (doppelter Abstand reduziert Strahlung um das Vierfache)
  • PSA (zumindest FFP2/3, Schutzbrille, Ganzkörperschutzanzug inkl. Haube z.B. aus Vlies, doppelte Handschuhe, Überschuhe)
    • optimal (Klinik): CBRN-Vollschutzanzug mit Gebläse + Kommunikationssystem
  • Begleitverletzungen aktiv suchen und stabilisieren

Sonderfall: Pat. kontaminiert, kritisch verletzt / Schockraumpflichtig

  • Optimal: Dekontaminierung vor der Klinik durch Fachkräfte (Feuerwehr, CBRN-Einheiten etc.)
  • Falls nicht vollständig möglich - vor der Klinik: Kleidung entfernen, Spotdekontamination, Notfallversorgung (z.B. Blutstillung)
    • Weg zum Schockraum: Boden mit Plastikfolie abdecken, Pat. vor der Notaufnahme auf saubere Liege umlagern, in Rettungsdecke wickeln
    • Schockraum: Sauberer / unsauberer Bereich definieren (und Personal zuteilen), nicht benötigte Geräte entfernen
Links (frei zugänglich)
Literatur
  • DGKM. Leitfaden für die rettungsdienstliche Versorgung kontaminierter Personen in CBRN-Einsatzlagen. Deutsche Gesellschaft für Katastrophenmedizin (DGKM) AG medizinischer CBRN-Schutz (2024).
  • DGKM. Leitfaden für die Umsetzung von Basisanforderungen an Krankenhäuser in Vorbereitung auf CBRN-Lagen. Deutsche Gesellschaft für Katastrophenmedizin (DGKM) AG medizinischer CBRN-Schutz (2024).
  • Grunert, M., Hossfeld, B. & Wurmb, T. Radiologische und nukleare Notfalllagen. Notarzt 39, 270–286 (2023).
  • Biggins, P. D. E. & Chana, D. CBRNE: Challenges in the 21st Century. Adv. Sci. Technol. Secur. Appl. (2022).
  • NATO. AMedP 7.1 Medical Management of CBRN Casualties Edition A Version 1. NATO Standard (2018).
  • NATO. Guidelines for first responders to a CBRN incident. NATO Civil Emergency Planning Civil Protection Group (2014).
  • Greunig, D., Jürgens, C. & Oppermann, S. Dekontamination vor dem Krankenhaus. Notf. Rettungsmedizin 16, 175–187 (2013).
  • Cwojdzinski, D., Ulbrich, T. & Poloczek, S. Kontaminationsverdacht. Notf. Rettungsmedizin 10, 336–342 (2007).
  • Bey, T. A. & Walter, F. G. Senfgas, Stickstofflost, Lewisit und Phosgenoxim. Notf. Rettungsmedizin 6, 327–336 (2003).
  • Bey, T. & Walter, F. G. Sarin, Soman, Tabun und VX. Notf. Rettungsmedizin 5, 462–468 (2002).

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