Killer
- Lungenembolie
- Gefäßarrosion bei Tumorerkrankung/abszedierendem Infekt
- Arterio-bronchiale Fistel
Erste Schritte
Hämoptysen: Allgemeines Vorgehen
= Abhusten von bluthaltigem Sekret
- Inhalation mit Tranexamsäure 500mg inhal.
- Solang suffizienter Hustenstoß vorhanden:
- Intubation zurückhaltend (Spontanatmung und Husten sind effizienter als (blindes) Absaugen)
- Keine spezielle Lagerung erzwingen
Kritische Hämoptysen (größere Mengen/Red Flags)?
- Präoxygenierung (≥15l O2 -Gabe via Maske)
- ggf. zusätzlich zu TXA Inhalation Adrenalin 4mg (pur) inhal.
- Systemische Gerinnungstherapie bei bestehender Antikoagulation
- frühzeitig Notfall-Bronchoskopie durch erfahrene Anwender:in (s. unten)
- Respiratorische Insuffizienz / nicht ausreichender Hustenstoß
= Intubationsindikation
CAVE: Schwieriger Atemweg! (s. Checkliste kritische Hämoptysen unten)
Keine (kritischen) Hämoptysen oder „nur“ Husten:
- Tuberkulose als DD möglich? → Isolation / Eigenschutz!
- Mögliche (Fremdkörper-)Aspiration? (Besonders bei Kindern relevant)
Tipps
- Daumenregel bei Hämoptysen: Bevor man an einer bronchialen Blutung verblutet, erstickt man! → Relevant ist die Verlegung der unteren Atemwege
- Blut wird am effektivsten durch Husten aus der Lunge befördert.
Solange ein adäquater Hustenstoß besteht und (mit O2 -Gabe) ausreichende Oxygenierung: Intubation zurückhaltend, keine Lagerungsposition aufzwingen. - Häufig sind auch bei krank wirkenden Patient:innen mit Hämoptysen Basismaßnahmen ausreichen d. (O2 -Gabe, Vernebeln von TXA und Adrenalin, vorsichtige Lagerung auf die vermutlich blutende Seite), dann rasche Bronchoskopie
Husten bei V.a. viralem Atemwegsinfekt (z.B. grippaler Infekt, Influenza) siehe Fieber - Grippaler Infekt und Influenza.
Fokus Präklinik
Hämoptysen:
- Red Flags prüfen, Killer aktiv erwägen
- Erste Schritte, insb.:
- Infektionsschutz / Eigenschutz!
- Sauerstoffgabe
- ggf. TXA 500mg inhalativ
- Bei Atemwegssicherung: Fokus adäquate Absaugung (2 Absaugpumpen falls verfügbar), "SALAD-Konzept" erwägen
- Transportziel bei Hämoptysen: Klinik mit Pneumologie / Kapazität für Bronchoskopie (Voranmeldung!)
Husten
Husten - Ursachen
Häufige Ursachen:
- Oberer respiratorischer Infekt / allergische Rhinitis (inkl. grippaler Infekt, Influenza)
- Tiefer Atemwegsinfekt (Bronchitis, Pneumonie)
- Asthma-Exazerbation
- Postinfektiös (prolongierter Husten nach durchgemachtem resp. Infekt)
- Medikamenteninduziert (ACE-Hemmer)
- Akute Exazerbation bei chronischem Husten
Seltenere Ursachen (bzw. häufig anderes Leitsymptom):
- Aspiration / Fremdkörper (insb. bei älteren Pat. / Kindern)
- Gastroösophagealer Reflux (meist v.a. Sodbrennen, retrosternales/epigastrisches Brennen)
- Lungentuberkulose
- Bronchiale Neoplasie (B-Symptomatik, Hämoptysen, Heiserkeit, anamnest. Risiko)
- Pneumothorax (atemabhängiger Schmerz, Dyspnoe, abgeschwächtes Atemgeräusch)
Checkliste Husten
- Zeichen für Hypoxie/Instabilität? - s. Dyspnoe
- DD Tuberkulose oder Infekt? → Selbstschutz, Isolation
- Falls Auslöser bekannt/vermutet:
- Respiratorischen Infekt behandeln
- ggf. Therapie je nach Risikokategorie bei Influenza
- Asthma-Exazerbation behandeln
- Allergische Rhinitis behandeln (antiallergisches Nasenspray, ggf. Antihistaminika)
- ACE-Hemmer (insb. in den letzten 6 Monaten begonnen) pausieren, Umstellung z.B. auf AT1-Hemmer (Sartan)
- Aspiration möglich? (insb. bei Kindern): Engmaschig überwachen!
- Respiratorischen Infekt behandeln
- Symptomatische Therapie (z.B. bei chronischem oder postinfektiösem Husten)
- Bei länger bestehendem Husten ambulante Abklärung (Allgemeinmedizin; ggf. auch Pulmologie, HNO) empfehlen
- Antitussiva: Kaum Evidenz; nur bei länger anhaltendem, störenden (z.B. Schlaf verhindernden) trockenen Husten, z.B.:
- Noscapin 50mg /8h (alternativ als Saft 5ml=25mg oder Tropfen 30gtt=25mg)
CAVE: Alkohol enthalten → kontraindiziert im 1. Trimenon. - Codeintropfen (16mg/ml) 30 Tropfen zur Nacht (maximal alle 6h, maximal für 2 Wochen)
- Noscapin 50mg /8h (alternativ als Saft 5ml=25mg oder Tropfen 30gtt=25mg)
- Mukolytika/Expektorantien: Keine Evidenz bei akutem Husten (insb. bei Infekt)
- Chronischer Husten bekannt: Veränderung (z.B. Auswurf)? B-Symptomatik?
Hämoptysen
= Abhusten von bluthaltigem Sekret
Ursache für lebensbedrohliche Hämoptysen sind zu 90% Blutungen aus Bronchialarterien (anders als die Lungenarterien werden Bronchialarterien mit systemischem Blutdruck versorgt).
Hämoptysen - Auslöser
- Infektion (z.B. Pneumonie, Bronchitis, Tuberkulose, selten Lungenabzess, Aspergillose)
- Lungenembolie (typisch mit Brustschmerzen, Dyspnoe)
- Neoplasie (insb. Bronchial-CA oder Metastasen, Neoplasien der Trachea / Larynx / Pharynx - akut bedrohlich v.a. akute Gefäßarrosion)
Seltene Ursachen:
- Vaskulitiden (Granulomatose mit Polyangiitis, Morbus Behçet, Goodpasture)
- Gefäßmalformationen (M. Rendu-Osler)
- Pulmonale Hypertonie
Kritische Hämoptysen
Zeichen von kritischen Hämoptysen:
- Hypoxie / respiratorische Insuffizienz (u.a. Zyanose, Tachypnoe, Orthopnoe, Unruhe/Delir) - s. Dyspnoe
- Schock (u.a. Hypotonie, Tachykardie)
- Insuffizienter Hustenstoß
Checkliste kritische Hämoptysen
- Auf schwierigen Atemweg vorbereiten, Hilfe holen
- Präoxygenieren
- Absaugung bereitstellen (großlumige Katheter, ggf. starre Absaugung, ev. zweite Absaugpumpe)
- Bronchoskopie vorbereiten bzw. Bronchoskopie-Dienst informieren
- möglichst 2 sichere (großlumige) iv.-Zugänge etablieren
- Routinelabor + erweiterte Gerinnungsdiagnostik (Thrombelastographie)
- Kreuzblut abnehmen und EKs kreuzen (jedoch selten Hämorrhagie im Vordergrund)
- Kontinulierliches Monitoring (ggf. invasive RR-Messung )
- Atemwegssicherung mit Doppellumentubus/ Bronchusblocker; falls nicht möglich möglichst "großer" Tubus (≥8 CH)
- ggf. gezielte bronchoskopisch-gezielte Intubation der "gesunden" Seite (s. Bronchskopie unten)
- Linksseitige Blutung vermutet, Ultima Ratio: Gezielt "zu tiefe" Intubation (5cm tiefer als "üblich"), meist wird Tubus wegen anatomischem Winkel im rechten Hauptbronchus positioniert; dann rechte Lunge ventilieren
- Notfallbronchoskopie (s. unten)
- CT-Thorax mit Angiografie (nach A/B Stabilisierung): Blutungsquelle?
Notfallbronchoskopie - Vorgehen
- Sollte bei lebensbedrohlichen pulmonalen Blutungen nur durch erfahrenes Personal erfolgen
→ Sofern verfügbar immer durch Expert:innen! - Insbesondere (noch) spontanatmende Patient:innen können sich unter Bronchoskopie bzw. invasiver Beatmung akut verschlechtern.
Die nachfolgenden Punkte sind daher mit zunehmender, notwendiger Expertise verbunden:
- Blutung topisch spülen (insgesamt wenig Evidenz, keine Wunder erwarten)
- Adrenalin 1mg/10ml in 2-3ml Spülung auf die Blutung oder
- Tranexamsäure 500mg auf 10ml in 2-3ml Spülung auf die Blutung gespült werden, auch wenn es hierzu schwache Evidenz gibt, darf kein Wunder erwartet werden.
- Einseitige Intubation
Blutungsquelle ist erkannt und keine Besserung nach Spülung / Blutung zu massiv: Einseitige Intubation der "gesunden Seite"- Tubus vorsichtig über das Bronchoskop in den Hauptbronchus der gesunden Seite vorschieben und blocken werden
- Wichtig: Nicht zu tief vorschieben - Lage vor Ende der Bronchoskopie nochmal kontrollieren!
- Nach Intubation der gesunden Lunge: Üblicherweise zumindest kurzfristige Stabilisierung der respiratorischen Situation
- Bronchus-Blocker
Über Bronchoskop kann Bronchusblocker platziert werden
→ erfordert Übung und Kenntnis des Materials! - Blutung mit Bronchoskop in „Wedge-Position“ blockieren
= Notfallmaßnahme, falls (Sub-)Segment klar als Ursache ausgemacht, kein Bronchusblocker / Expertise vorhanden:- Vorschieben des Bronchoskops selbst in das betroffene Ostium bis in „Wegde-Postion“ vorgeschoben werden
Wedge = die Tiefe, in der das Lumen des Ostiums vollständig durch das Bronchoskop verschlossen wird - Nun kann hoffentlich kein Blut mehr in die restliche Lunge abfließen und es ist etwas Zeit gewonnen.
- Das Risiko für eine Dislokation durch Atembewegung im Verlauf ist sehr groß und wird durch die blutverschmierte Optik schlecht bemerkt, zudem kann es zu Verletzungen im okkludierten Ostium kommen.
→ Notfalloption bei anders nicht zu beherrschender Blutung!
- Vorschieben des Bronchoskops selbst in das betroffene Ostium bis in „Wegde-Postion“ vorgeschoben werden
Lungentuberkulose
Hintergrund + Risikofaktoren
Bakterielle Infektion (Mycobakterium tuberculosis) mit meist primär pulmonaler Symptomatik. Langsamer Progress (über Jahre), rezidivierende "Reaktivierung" möglich falls nicht völlig ausgeheilt.
Auch andere Organmanifestationen möglich, u.a.: Miliartuberkulose (Befall mehrerer Organe), Meningitis tuberculosa
Fulminanter Verlauf bei eingeschränkter Immunlage: „Landouzy-Sepsis“.
Erhöhtes Risiko für TBC u.a.:
- Immunschwäche, Unterernährung - z.B. bei
- Menschen ohne festen Wohnsitz
- Drogen-/Alkoholabusus
- Geflüchtete
- In Europa v.a. in ostereuropäischen Ländern höhere Inzidenz
Symptomatik:
- Typisch: Husten, Hämoptoe, Fieber, Schwäche
- Oft prolongierter Verlauf mit B-Symptomatik (Nachtschweiß, Fieber, Gewichtsverlust)
Checkliste V.a. Lungentuberkulose
Klinischer + Anamnestischer Verdacht + "typisches" Bild im Röntgen oder CT mit pulmonalen Kavernen = V.a. Lungen-TBC
- Notaufnahme → Isolation
- FFP3-Maske für Personal
- FFP2-Maske OHNE Ausatemventil für Patienten
- Stationär:
- Diagnostik:
- Keimnachweis im Sputum oder BAL (Bronchoskopie) mittels PCR/Kultur
- indirekter Keimnachweis durch Quantiferon(r)-Test, dieser oft erst nach Wochen positiv
- ggf. HIV-/Hepatitis-Serologie erwägen (teils ähnliches Risikoklientel)
- Therapie: Langwieriges, kombiniertes Medikamentenschema nach Diagnosesicherung (Standard-Kombination: Rifampicin, Isoniazid, Pyrazinamid, Ethambutol)
- Diagnostik:
Weiterführende Literatur und Links
Interessante Links (frei zugänglich)
- Ratgeber Tuberkulose (RKI 2024)
- Hämoptysen sicher managen (Nerdfallmedizin 2023)
- Leitlinie Tuberkulose im Erwachsenenalter (AWMF 2022)
- Leitlinie Akuter und chronischer Husten (DEGAM 2021)
Literatur
- DZK. S2k-Leitlinie: Tuberkulose im Erwachsenenalter. AWMF (2022).
- DEGAM. S3-Leitlinie Akuter und chronischer Husten. AWMF (2021).
- Wand, O. et al. Inhaled Tranexamic Acid for Hemoptysis Treatment A Randomized Controlled Trial. Chest 154, 1379–1384 (2018).
- Ittrich, H., Bockhorn, M., Klose, H. & Simon, M. The Diagnosis and Treatment of Hemoptysis. Dtsch. Ärzteblatt Int. 114, 371–381 (2017).
- Kardos, P. et al. Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin zur Diagnostik und Therapie von erwachsenen Patienten mit akutem und chronischem Husten. Pneumologie 64, 336–373 (2010).