1. Leitsymptome
  2. Tabellen und Checklisten

PushDose Pressors und Katecholamine

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Tipps

  • Katecholamine und verwandte Medikamente werden zur Kreislauftherapie insb. bei Schock, Hypotension genutzt. Einzelne Medikamente werden auch bei Bradykardie zur medikamentösen Erhöhung der Herzfrequenz eingesetzt.
  • Alle genannten Medikamente können initial periphervenös verabreicht werden (teils off label), falls:
    • iv.-Zugang muss sicher (!) liegen
      • Bei Extravasation: Siehe Checkliste Extravasation unten
    • eigener iv.-Zugang für Katecholamin - keine Volumen- oder Bolusgabe über gleichen Zugang!
    • Bei niedriger Perfusor-Laufrate ev. "Trägerlösung" (langsam tropfende Vollelektrolytlösung) nutzen: Auf kontinuierlichen Fluss achten. Alternativ: Perfusor mit geringerer Konzentration = höherer Laufrate wählen.

PushDose-Pressors

Konzept für pragmatische Katecholamingabe im akuten Notfall (z.B.: kein laufender Perfusor, akute Hypotonie, Narkoseeinleitung mit Blutdruckabfall).

Checkliste PushDose Pressors

  • Verdünnung von 1mg Noradrenalin ODER 1mg Adrenalin
    mit je 100ml NaCl 0,9% (ca. 10µg/ml)
  • Dann davon 10ml (ca. 100µg) abziehen
  • In 1-3ml Boli (10-30µg-Boli) iv. verabreichen
  • Kurze Wirkdauer! Rasch repetitive Gaben; frühzeitig Perfusor starten

Typische Szenarien "Noradrenalin":

  • Erwartete Hypotonie bei Narkoseeinleitung (Gabe davor)
  • Unerwartete Hypotonie nach Narkoseeinleitung (Gabe danach)
  • Akuter Schock/Hypotonie vor Vorbereitung eines Perfusors

Typische Szenarien "Adrenalin":

  • Symptomatische Bradykardie während Vorbereitung von Perfusor/SchrittmacherPatches
  • Anaphylaxie mit Schock trotz intramuskulärer Gabe

Wichtige Katecholamine und verwandte Medikamente

Alle Perfusortabellen: siehe Perfusoren

Noradrenalin

→ Periphere Vasokonstriktion ("Standard-Katecholamin")

Indikation: 1. Wahl bei unklarem Schock; insb. bei distributivem Schock (Sepsis)

Nebenwirkungen: Reflexbradykardie, periphere Minderdurchblutung

Adrenalin

→ Periphere Vasokonstriktion, Herzfrequenz↑, Inotropie↑

Indikation: 1. Wahl bei ausgeprägter Bradykardie, Anaphylaxie; sonst additiv zu Noradrenalin bei fulminantem Schock

Nebenwirkungen: Tachykarde Rhythmusstörung(en) bis hin zu VT, erhöhter myokardialer Sauerstoffverbrauch, periphere Minderdurchblutung

Adrenalin + Noradrenalin Perfusoren

Insb. bei periphervenöser Gabe ist Verdünnung mit 1mg/50ml zu bevorzugen!

Adrenalin/Noradrenalin gewichtsadaptiert 1mg/50ml = 20µg/ml
(meist nur für periphervenöse Gabe genutzt)

Adrenalin Start

Noradrenalin Start

≥0,2µg/kg/min:
zeitnahe zentralvenöse Gabe
 +höhere Konzentration
anstreben!

0,05µg/kg/min. iv.

0,1µg/kg/min. iv.

0,2µg/kg/min. iv.

0,5µg/kg/min. iv.

50kg

7,5ml/h (0,15mg/h)

15ml/h (0,3mg/h)

30ml/h (0,6mg/h)

75ml/h (1,5mg/h)

60kg

9ml/h (0,18mg/h)

18ml/h (0,36mg/h)

36ml/h (0,72mg/h)

90ml/h (1,8mg/h)

70kg

10,5ml/h (0,21mg/h)

21ml/h (0,42mg/h)

42ml/h (0,84mg/h)

105ml/h (2,1mg/h)

80kg

12ml/h (0,24mg/h)

24ml/h (0,48mg/h)

48ml/h (0,96mg/h)

120ml/h (2,4mg/h)

90kg

13,5ml/h (0,27mg/h)

27ml/h (0,5mg/h)

54ml/h (1,08mg/h)

135ml/h (2,7mg/h)

100kg

15ml/h (0,3mg/h)

30ml/h (0,6mg/h)

60ml/h (1,2mg/h)

150ml/h (3mg/h)

.

Perfusor 5mg/50ml vor allem via ZVK (bei peripherer Gabe erhöhte Gefahr bei Extravasation, wegen meist niedriger Laufrate kommt z.B. bei Abknicken der Extremität zudem potentiell kein/zu wenig Substanz an).

Adrenalin/Noradrenalin gewichtsadaptiert 5mg/50ml = 100µg/ml

Adrenalin Start

Noradrenalin Start

0,05µg/kg/min. iv.

0,1µg/kg/min. iv.

0,2µg/kg/min. iv.

0,5µg/kg/min. iv.

50kg

1,5ml/h (0,15mg/h)

3ml/h (0,3mg/h)

6ml/h (0,6mg/h)

15ml/h (1,5mg/h)

60kg

1,8ml/h (0,18mg/h)

3,6ml/h (0,36mg/h)

7,2ml/h (0,72mg/h)

18ml/h (1,8mg/h)

70kg

2,1ml/h (0,2mg/h)

4,2ml/h (0,42mg/h)

8,4ml/h (0,84mg/h)

21ml/h (2,1mg/h)

80kg

2,4ml/h (0,24mg/h)

4,8ml/h (0,48mg/h)

9,6ml/h (0,96mg/h)

24ml/h (2,4mg/h)

90kg

2,7ml/h (0,27mg/h)

5,4ml/h (0,54mg/h)

10,8ml/h (1,1mg/h)

27ml/h (2,7mg/h)

100kg

3ml/h (0,3mg/h)

6ml/h (0,6mg/h)

12ml/h (1,2mg/h)

30ml/h (3mg/h)

Dobutamin

→ Herzfrequenz↑, Inotropie↑, periphere Vasodilatation

Indikation: Mögliche Wahl bei Herzinsuffizienz, immer in Kombination mit Noradrenalin (sonst insb. bei höheren Dosierungen Hypotonie).

Nebenwirkungen: Hypotonie, Rhythmusstörungen bis hin zu VT (initial multiple VES)

Dobutamin Perfusor

Dobutamin gewichtsadaptiert 250mg/50ml = 5mg/ml

Gewicht

2,5µg/kg/min. iv.

5µg/kg/min. iv. (Start)

10µg/kg/min. iv.

15µg/kg/min. iv.

50kg

1,5ml/h

3ml/h

6ml/h

9ml/h

70kg

2,1ml/h

4,2ml/h

8,4ml/h

12,6ml/h

90kg

2,7ml/h

5,4ml/h

10,8ml/h

16,2ml/h

100kg

3ml/h

6ml/h

12ml/h

18ml/h

Levosimendan

→ Inotropie↑, periphere Vasodilatation

Calzium-Sensitizer, kein klassisches Katecholamin. Lange Halbwertszeit (durch aktiven Metaboliten) über ca. 3 Tage.

Indikation: Alternative zu Dobutamin bei Herzinsuffizienz (bei verminderter Pumpleistung). Gabe immer in Kombination mit (zumindest niedrigdosierten) Noradrenalin, da Hypotonie häufig.

Nebenwirkungen: Hypotonie, Rhythmusstörungen bis zu VT

Levosimendan Perfusor

Levosimendan gewichtsadaptiert 12,5mg/500ml = 25µg/ml

Gewicht

Initialdosis*
über 10 Min.
(6µg/kg)

0,1µg/kg/min

0,2µg/kg/min

50kg

36ml/h

12ml/h

24ml/h

70kg

50ml/h

17ml/h

34ml/h

90kg

64ml/h

22ml/h

43ml/h

100kg

100ml/h

24ml/h

48ml/h

*Bei niedrigem Blutdruck/Schock auf Initialdosis verzichtet und mit 0,1µg/kg/min starten!

Akrinor®

→ Geringe Steigerung von Inotropie, geringe periphere Vasokonstriktion

Fixe Kombination aus Theodrenalin (10mg) und Cafedrin (200mg) in 2ml, vor allem in D eingesetzt (v.a. im Rahmen der Anästhesie).
Dosis 0,5-1ml langsam iv.

Indikation: Bei leichter Hypotonie z.B. im Rahmen der Narkoseeinleitung einsetzbar; nicht sinnvoll bei manifestem Schock, prolongierter Hypotonie oder akut kritisch Kranken

Nebenwirkungen: Palpitationen, Rhythmusstörungen

Isoprenalin, Orciprenalin

Indikation: (off label) werden bei symptomatischer Bradykardie überbrückend eingesetzt.

Nebenwirkungen: Rhythmusstörungen, bei erhöhter Dosis Hypotonie durch periphere Vasodilatation

Dosierung siehe Perfusortabellen

Extravasation peripherer Katecholamine

Checkliste Extravasation periphere Katecholamine

  • Sofortiges Stoppen der Infusion, Diskonnektion Venenverweilkanüle
  • Aspirationsversuch aus Venenverweilkanüle (3-5ml) falls möglich
  • Entfernen der Kanüle, Anlage Verband über Punktionsstelle
  • Markierung Extravasation auf der Haut für klinische Verlaufskontrolle
  • Erhöhte Lagerung betroffene Extremität: Reduktion der Schwellung
  • Analgesie (falls notwendig)
  • Rücksprache mit Chirurgie; ggf. lokale Applikation von topischen Vasoaktiva (z.B. Nitroglycerin-Paste)

Weiterführende Literatur und Links

Interessante Links (frei zugänglich)
Literatur
  • Fandler, M. & Böhm, L. Periphere Gabe von Vasopressoren. AINS - Anästhesiologie Intensiv. Notfallmedizin Schmerzther. 58, 52–54 (2023).
  • ICS. Guidance For: The use of Vasopressor Agents by Peripheral Intravenous Infusion in Adult Critical Care Patients. Version 1.1. Intensive Care Society (2022).
  • Tian, D. H. et al. Safety of peripheral administration of vasopressor medications: A systematic review. Emerg. Med. Australas. 32, 220–227 (2020).

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