Killer
- Ileus
- Ösophagusstenose
- Bolusgeschehen
- Gastrointestinale Blutung
- Urämie
- Schlaganfall
- Akutes Koronarsyndrom
Red Flags
- Bluterbrechen: Akute Gastrointestinale Blutung
- Starker Schwindel, evtl. auffälliger Nystagmus/auffällige Pupillen: ZNS-Pathologie /Hirndruck
- Intermittierende fokal-neurologische Ausfälle: ACS, Aortensyndrom
- Starker retrosternaler Schmerz nach wiederholtem Erbrechen: Ösophagusruptur
- Bauchschmerz / akutes Abdomen: Peritonitis z.B. bei Ileus
- Sofortiges Erbrechen nach Nahrungsaufnahme / Dysphagie: Bolusgeschehen, Ösophagusstenose
- Diffuse Übelkeit, Juckreiz, Schwäche (v.a. bei bekannter Niereninsuffizienz): Akute Nierenfunktionseinschränkung / Urämie
Erste Schritte
- Übelkeit Erbrechen als Begleitsymptomatik / Red Flags → Fokus Grundproblem
- Bei gebährfähigen Frauen: Schwangerschaft?
- Isolierte Übelkeit ohne Red Flags: Symptomatische Therapie inkl. Volumengabe bei Exsikkose, Antiemetika. CAVE QTc Verlängerung bei vielen Antiemetika
- Dimenhydrinat 62mg iv.: Schwindel-assoziierte Übelkeit; Hyperemesis Gravidarum
- Ondansetron 4mg po. oder iv.: Übelkeit nach Opioiden, prä/post Chemotherapie
- „Alkoholtupfer-Trick“: Riechen an handelsüblichem Hautdesinfektions-Alkoholtupfer (Isopropyl-Alkohol), alternativ reichlich alkoholhaltiges Händedesinfektionsmittel auf trockenem Tupfer
- Hirndruck (insb. in Palliativsituationen): Dexamethason 4-8mg po. oder iv. (Delirgefahr)
Tipps
Erbrechen ist häufig "nur" ein Begleitsymptom. Seltene, gefährliche Ursachen siehe "Killer" oben.
Gastroparese
= Retentionsmagen ohne Ileus/ Obstruktion im Magendarmtrakt.
- Häufigste Ursache: Diabetes mellitus
- Seltenere Ursachen:
- postoperativ
- Magen-Ulzera oder Reflux
- Schwangerschaft
- neurologische Erkrankungen
Checkliste V.a. Gastroparese
- Sonografie Oberbauch: Retentionsmagen oft gut darstellbar
- Elektrolytverschiebungen ausgeschlossen werden
- Klinisch: Hinweis auf Malnutrition?
- Ausschluss einer mechanischen Obstruktion / Ileus
- Therapie:
- Akut: Haloperidol 2,5-5mg im. oder Droperidol 0,625-1,25mg iv.
- ggf. Prokinetika (z.B. MCP 5-10mg /12h po.) nach Ausschluss mech. Obstruktion (üblicherweise als ambulante Therapie / stationäre Verordnung im Verlauf)
- Schwere Symptome: Anlage einer Magensonde zur Entlastung erwägen
Cannabis Hyperemesis Syndrom
Neues Krankheitsbild, Ursachen und genaue Definition etc. noch nicht umfassend klar.
Hauptkriterien:
- ausgeprägte rezidivierende Übelkeit und Erbrechen
- Besserung der Symptome durch heißes Duschen / Baden
- Sistieren der Symptome nach Cannabis-Absetzen (ca. nach 2-4 Tagen)
- Oft diffuse Bauchschmerzen
- Langzeit- und regelmäßiger (zumindest wöchentlicher) Cannabis-Abusus
Nebenkriterien:
- Alter < 50 Jahre
- Gewichtsverlust > 5 kg
- Morgens verstärkte Symptomatik
- oft kaum bis keine Besserung der Symptome auf Antiemetika
Checkliste Cannabis-Hyperemesis-Syndrom
- Gezielte Anamnese, Kriterien prüfen, Differenzialdiagnosen erwägen
- Therapie:
- Haloperidol 2,5-5mg im. oder Droperidol 0,625-1,25mg iv.
- ggf. Benzodiazepine (z.B. Lorazepam 1-2,5mg po. oder 1mg iv.)
- Cave: Häufig bestehende Polytoxikomanie
- Ambulante Verlaufskontrolle inkl. Gastroskopie empfehlen (falls nicht kürzlich erfolgt)
- Cannabis-Abstinenz empfehlen
Weiterführende Literatur und Links
Interessante Links (frei zugänglich)
- ED Management of Cannabinoid Hyperemesis Syndrome (ALiEM 2021)
- Antiemetika in der Notfallmedizin (dasFOAM 2019)
Literatur
- Lechmann, C. & Streetz, K. Leitsymptom Übelkeit, Erbrechen, Verstopfung, Durchfall in der Notaufnahme. Notaufnahme up2date 05, 145–161 (2023).
- Rotella, J. A., Ferretti, O. G., Raisi, E., Seet, H. R. & Sarkar, S. Cannabinoid hyperemesis syndrome: A 6‐year audit of adult presentations to an urban district hospital. Emerg. Med. Australas. 34, 578–583 (2022).
- April, M. D. et al. Aromatherapy Versus Oral Ondansetron for Antiemetic Therapy Among Adult Emergency Department Patients: A Randomized Controlled Trial. Ann. Emerg. Med. 72, 184–193 (2018).
- Gericke, M. & Hartmann, D. Viel heißer Dampf: das Cannabis-Hyperemesis-Syndrom. DMW - Dtsch. Med. Wochenschr. 143, 1182–1185 (2018).