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Killer

  • Atemverlegung bei Inhalationstrauma
  • Rauchgasintoxikation
  • Großflächige Verbrennung (im Verlauf)

Erste Schritte

  • Inhalationstrauma? (frühzeitige Atemwegssicherung)
  • Begleitverletzungen?
  • Rauchgasintoxikation (CO/Zyanide)?
  • Ausmaß verbrannte Körperoberfläche wird häufig über-, Tiefe von Brandwunden oft unterschätzt
    • Nutzung der 9er-Regel (“Rule of Nine”)→ siehe unten
  • Auf Wärmeerhalt achten (v.a. bei Kindern), durch (initiale) Kühlung häufig Hypothermie!

Tipps

  • Anamnese und Informationen des Rettungsdienstes über den Unfallhergang sind besonders wichtig
  • Therapie symptomatisch nach cABCDE-Schema
  • Verlegung in Verbrennungszentrum erwägen (frühzeitige Rücksprache! Zentrale Bettenvermittlung, siehe wichtige Telefonnummern) bei

    Verbrennung Allgemein

    Prognostisch wichtige Faktoren

    • Schweregrad der Verbrennung (Größe der Fläche und Tiefe)
    • Inhalationstrauma
    • Begleitverletzungen
    • Patient:innenalter (High-Risk: <10 Jahre & >50 Jahre)
    • Vorerkrankungen
    • Organversagen bei Aufnahme

    Einteilung von Brandverletzungen

    • Grad 1: Rötung, Schwellung, Schmerz
    • Grad 2
      • 2a: Blasenbildung, Schmerz (nur obere Hautschicht betroffen - keine Narben)
      • 2b: Blasenbildung, kaum Schmerz (tiefere Hautschichten zerstört - Narbenbildung!)
      • in der Erstversorgungs-Situation oft schwer klar zwischen 2a und 2b zu unterscheiden
    • Grad 3: Nekrosen (keine Schmerzen!)

    Verbrennungsausmaß

    "Handflächen-Technik" zur Abschätzung von Verbrennungen: Die Handfläche der Pat. (mit Finger) entspricht ca. 1% der Pat.-Körperoberfläche.
    Grad 1 (reine Rötung) wird nicht mitgezählt

    Abschätzung mit "Rule of Nine"

    Ruleofnine

    Checkliste Verbrennung

    • Anamnese (Eigen- und/oder Fremdanamnese)
      • Was hat gebrannt? Geschlossener Raum? Dauer der Exposition? Elektrizität/Explosion? Sturz / Trauma?
    • Körperliche Untersuchung
      • Berechnung der verbrannten Körperoberfläche (z.B. über „Rule of Nine“), (Grad 1 (Erythem) wird nicht mitgerechnet
    • Gibt es Hinweise auf:
      • Inhalationstrauma (s. unten)
      • Begleitverletzungen
      • Begleitintoxikationen u.a. von Rauchgasen
        → s. Intoxikation - Rauchgase
        • Zyanidintoxikation? (Verbrennung z.B. von Seide, Wolle, Vinyl)
    • Diagnostik:
      • BGA (COHb, MetHb)
      • 12-Kanal EKG
      • Labor (CK, Nierenwerte, Blutbild, Blutzucker) und Urinstatus (Myoglobin)
      • Röntgen Thorax (und weitere Bildgebung je nach vorhandenem Trauma)
    • Versorgung nach cABCDE-Schema
      • Hypothermie vermeiden!
    • Bei V.a. Inhalationstrauma, unsicherem Atemweg oder respiratorischem Versagen:
      • Intubation und maschinelle Beatmung
      • FiO2 100%
    • Analgesie (s. Analgosedierung)
    • Volumentherapie: In ersten beiden Stunden nach Trauma ca. 1000ml VEL (nicht unkritisch mehr!)
    Volumengabe im Verlauf nach Baxter-Parkland-Formel

    Erst bei prolongierter Versorgung Nutzung von Formeln
    z.B. Baxter-Parkland:
    4ml x (% verbrannter Körperoberfläche) x kg innerhalb 24h

    
Ausnahme: Zusätzliche Verletzungen, die höherdosierte Volumengabe nötig machen (dann individuelle Entscheidung)

    Cave: Präklinisch ist oft bereits (zu) großvolumige VEL Therapie erfolgt

    • ZVK-Anlage häufig notwendig (je nach Verbrennungsmuster peripher häufig schwierige Venenverhältnisse)
    • Escharotomie bei Verbrennung einer gesamten Zirkumferenz; im Notfall selten ggf. thorakal nötig (s. maximalinvasive Eingriffe)

    Inhalationstrauma

    Nach jedem Brand/Explosion und Exposition gegenüber Rauch sollte, bis zum Beweis des Gegenteils, von einem Inhalationstrauma ausgegangen werden. Ein Inhalationstrauma entsteht bei der Inhalation heißer und/oder toxischer Rauchgase.

    Hinweise auf Inhalationstrauma:

    • Inspektion
      • Verbrennungen im Gesicht
      • Versengte Augenbrauen/Wimpern
      • Ruß im Mundbereich/Gesicht/Nase oder im Sputum
      • Schwellung/Rötung der oberen Atemwege
    • Auskultation / Klinik
      • Exspiratorische Spastik
      • Stridor, Giemen/Brummen

    Checkliste Inhalationstrauma

    • Frühzeitige Intubation bei Stridor, Dyspnoe, Ruß oder starker Rötung im Oropharynx, wenn keine umgehende endoskopische Beurteilung der oberen Atemwege erfolgen kann
      • Weitere Atemwegsschwellung kann Intubation im Verlauf unmöglich machen
      • Fiberoptische Atemwegssicherung / Management für schwierigen Atemweg vorbereiten!
      • Beatmung lungenprotektiv, bei CO-Intoxikation mit 100% O2
    • Weiteres Management Rauchgasintoxikation - siehe Intoxikation - Rauchgase

    Weiterführende Literatur und Links

    Interessante Links (frei zugänglich)
    Literatur
    • DGV. S2k-Leitlinie Behandlung thermischer Verletzungen des Erwachsenen. AWMF (2021).
    • Fleischmann, T. & Hohenstein, C. Klinische Notfallmedizin Band 1 Wissen: Emergency Medicine nach dem EU-Curriculum. (2020).
    • Wyatt, J. P., Taylor, R. G., Witt, K. de & Hotton, E. J. Oxford Handbook of Emergency Medicine. (2020).
    • Tintinalli, J. E., Ma, J. O. & Donald, Y. M. Tintinalli’s Emergency Medicine. (2019).
    • Weigel, B. & Nerlich, M. L. Praxisbuch Unfallchirurgie. (2011).

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