Killer
- Vaginale Blutung
- Schwangere:
- HELLP/Eklampsie
- Postpartale Blutung
Tipps
- Anamnese und insb. Untersuchung immer im Beisein einer (weiblichen) Pflegekraft / MFA zum Schutz der Patientin und des Personals vor Missverständnissen
- Privatsphäre wahren!
- Vaginale Untersuchung nur bei expliziter Fragestellung und Expertise
- Jede Pat. im gebärfähigen Alter mit Uterus und abdominellen oder gynäkologischen Beschwerden: Schwangerschaftstest aus Urin oder Serum
- Bei jeder schwangeren Pat.: Blutdruckmessung obligat!
- Für Medikamentengabe in Schwangerschaft und Stillzeit siehe auch Medikamente bei Schwangeren (Online-Tipp: embryotox)
Vaginale Blutung
Checkliste vaginale Blutung
- Blutung einschätzen: Akut lebensbedrohlich?
- Stabilisierung bei Schock (siehe Schock, siehe Blutung/Transfusion)
- Patient:in schwanger?
- Bei SSW >22+0 sofortige Verlegung in Perinatalzentrum (siehe Blutung in der Schwangerschaft nach 20. SSW unten)
- Ist Blutungsquelle bzw. Blutungsursache eruierbar?
- Vaginale Verletzung: Tamponieren/lokale Kompression
(CAVE: (spitze) Fremdkörper eingeführt?)
- Vaginale Verletzung: Tamponieren/lokale Kompression
Mutterpass
Was muss man wissen? Wichtige Seiten im Pass:
- Einlings-/Mehrlingsschwangerschaft/Risiken? → Seite 5
- Wann ist Entbindungstermin (ET)? → Seite 6
- Welche Schwangerschaftswoche/Schwangerschaftsverlauf → Seite 7 und 8
- SL = Schädellage (geburtsfähig)
- BEL = Beckenendlage (Spontangeburt möglich, aber ggf. erschwert)
- QL = Querlage (vaginale Geburt unmöglich)
Schwangerschaftsfortschritt
Bestimmung Fundusstand zur groben Abschätzung des Schwangerschaftsfortschritts:
- Ab 12. SSW auf Symphysenhöhe tastbar
- Ab 20. SSW auf Höhe Bauchnabel tastbar
- Ca. um 36. SSW unter Rippenbogen tastbar (in letzter SS-Phase wieder leicht absinkend)
- Kindsbewegung etwa ab 20. SSW für Mutter spürbar
Lebensfähigkeit Kind theoretisch ab SSW 22+0, sicher ab 24+0

Schwangerschaft bis 20. SSW
Extrauterine Gravidität (EUG)
Bei jeder gebärfähigen Pat. mit Unterbauchschmerz muss EUG ausgeschlossen werden!
Typische Symptome:
- Starke Unterbauchschmerzen (7-9 Wochen nach letzter Regelblutung)
- Häufig langsam zunehmende Schmerzsymptomatik
- Amenorrhö (ausbleibende Regelblutung)
- Teils wegen azyklischer Schmierblutungen unbemerkt
- Bei Tubenruptur plötzlicher Schmerzbeginn mit Peritonismus
- Ev. Hämorrhagischer Schock bei intraabdominellem Blutverlust
Checkliste V.a. EUG
- Abdomen-Sono: Freie Flüssigkeit Douglasraum? Zystische Struktur im Unterbauch?
- ß-HCG in Blut/Urin, Labor
- Allgemeine Schockbehandlung, Management der akuten Blutung
- Bei Verdacht: Sofortige gynäkologische Vorstellung (Not-OP!)
Blutung in der Frühschwangerschaft
Schwache Blutungen/Schmierblutungen sind in der Frühschwangerschaft relativ häufig und meist harmlos. Häufigste Ursache stärkerer vaginaler Blutungen in der Frühschwangerschaft, insb. wenn mit Schmerzen einhergehend: (drohender) Abort.
Übelkeit/Hyperemesis Gravidarum
Insb. morgens verstärkte Übelkeit, meist Maximum zwischen 4.-12. SSW.
Checkliste Übelkeit in Schwangerschaft
- Gefährliche DD ausschließen (Labor/Urin): insb. Elektrolytentgleisung, Ketoazidose
- Vitamin B6 20mg/8h. po./iv. (v.a. gegen Übelkeit)
- ggf. + Dimenhydrinat 50mg/8h po./rektal oder 62mg iv.
CAVE: Dimenhydrinat kontraindiziert im 3. Trimenon / Ondansetron kontraindiziert im 1. Trimenon!
Ovarielles Überstimulationssyndrom (OHSS)
Überschießende Antwort auf ovarielle Stimulationstherapie bei Kinderwunschbehandlung.
Symptome:
- Übelkeit, Erbrechen, Diarrhö
- Dyspnoe
- evtl. Pleuraergüsse, Aszites, Perikarderguss, Anasarka
Therapie:
- Symptomatisch/Stabilisierung
- sofortige gynäkologische Weiterbehandlung!
Schwangerschaft ab 20. SSW
Hypertensive Schwangerschaftserkrankungen
Häufigste gefährliche Erkrankungen in der Schwangerschaft, Übergang zwischen Präeklampsie und HELLP kann fließend sein! Initial oft nur allgemeine Beschwerden (Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerz, Augenflimmern), evtl. rechtsseitiger Oberbauchschmerz (CAVE: HELLP) bis Krampfanfälle.
Bei jeder Schwangeren obligat: Blutdruckmessung!
Präeklampsie
- Hypertonus >160/100mmHg +
- Weitere Organ-Manifestation, z.B. (meist) Niere: Protein-Kreatinin-Ratio im Urin >30mg/mmol
- Je höher Blutdruck und je früher die Schwangerschaft, desto gefährlicher
HELLP-Syndrom
- Hämolyse (Hb/Haptoglobin erniedrigt, LDH/indir. Bilirubin erhöht)
- EL (elevated liver enzymes): ALT/AST 2-3-fach erhöht
- LP (low Platelets): Thromozytopenie <100.000/µl
Eklampsie
- Generalisierte, tonisch-klonische Krampfanfälle
Checkliste Präeklampsie/HELLP/Eklampsie
- Blutdruck/Vitalwerte
- Urinstatus (Proteinurie?)
- Labor (Blutbild, Gerinnung, Leber, Niere, LDH/Haptoglobin)
- Hypertensive Entgleisung:
- Urapidil 10mg Bolus iv., dann Perfusor an Ziel-RR <150/100mmHg anpassen
- Eklampsieprophylaxe (bei neurologischer Symptomatik):
- Magnesiumsulfat 10% 20ml (ca. 8mmol Mg) iv. KI, dann 10ml/h über Perfusor
- Krampfanfall:
- Durchbrechen des Krampfanfalls mit Benzodiazepin, z.B. Midazolam (siehe Krampfanfall)
- Magnesiumsulfat 10% 40-60ml (ca. 16-24mmol Mg) iv. KI, dann 20ml/h via Perfusor iv.
- Sofortige gynäkologische Vorstellung
Vena-cava-Kompressionssyndrom
Schwindel, Unwohlsein ggf. Synkope der Mutter (im Liegen), im CTG evtl. Abfall der fetalen Herzfrequenz - „prolongierte Dezeleration“.
→ Gynäkologische Vorstellung, Rückenlage möglichst vermeiden, bei Bettruhe mind. 30° Linksseitenlagerung.
Vaginale Blutung nach der 20. SSW
Bei Blutungen in der zweiten Schwangerschaftshälfte muss immer von einer akut lebensbedrohlichen Situation für Fötus und Mutter ausgegangen werden (Placenta praevia, vorzeitige Plazentalösung).
Checkliste Blutung nach 20. SSW
- Blutdruck/Vitalwerte - Hinweis auf (beginnenden) hämorrhagischen Schock?
- Plazenta praevia bekannt? Aktueller SS-Fortschritt? (Siehe Mutterpass)
- Labordiagnostik inkl. Abnahme von Kreuzblut
- Vorbereitung auf zügige Operation, Behandlung akute Blutung, sofortige Weiterbehandlung Geburtshilfe
Weiterführende Literatur und Links
Interessante Links (frei zugänglich)
- Preeclampsia and HELLP (EMcrit IBCC 2023)
- RCEM learning Cardiac arrest in the pregnant patient (RCEM 2019)
- Obstetrics and gynecology (EM cases)
Literatur
- Weißleder, A., Egbe, A., Beinkofer, D., Kulla, M. & Treffer, D. Der gynäkologische Notfall – Teil 2: gynäkologische Ursachen des unklaren Abdomens. Notarzt 35, 272–282 (2019).
- Weißleder, A., Egbe, A., Beinkofer, D., Kulla, M. & Treffer, D. Der gynäkologische Notfall – Teil 1: Präsentationssymptom unklares Abdomen. Notarzt 35, 214–223 (2019).
- Hagmann, H., Benzing, T. & Kurschat, C. Präeklampsie/Eklampsie. Nephrol. 13, 127–136 (2018).
- Pecks, U. & Bauerschlag, D. Notfälle in Gynäkologie und Geburtshilfe Teil 1: Nichtschwangere und Frühschwangere. Frauenheilkd. up2date 11, 47–56 (2017).
- Pecks, U. & Bauerschlag, D. Notfälle in Gynäkologie und Geburtshilfe Teil 2: Notfälle in der späten Schwangerschaft und Geburt. Frauenheilkd. up2date 11, 139–153 (2017).
- Ramshorn-Zimmer, A. et al. Die vergewaltigte Frau – Was ist in der Notaufnahme zu tun? Lege Artis 4, 250–256 (2014).
- DGGG. Empfehlung Medikamentöse Wehenhemmung bei drohender Frühgeburt. (2010).