Erste Schritte
Defibrillierbarer Rhythmus → “Defibrillation + Medikamente”
- Defibrillation mit max. Joule, dann 2min Thoraxkompression/Beatmung (= 1 Zyklus)
- Adrenalin & Amiodaron nach dem dritten Schock
- Adrenalin 1mg iv. (dann alle 2 Zyklen = alle 4min)
- Amiodaron 300mg iv. (dann nach 5. Schock nochmal 150mg iv.)
- Prolongiert: Siehe unten - persistierendes VT/VF
Nicht defibrillierbarer Rhythmus → “Adrenalin”
- Adrenalin 1mg iv. (dann alle 2 Zyklen = alle 4min)
Atemweg
Wenn irgendwie möglich: Durchgehende Kapnografie!
- Masken-Beutel-Beatmung, dann
- Supraglottischer Atemweg
- Falls SGA dicht sitzt: Durchgehende Thoraxkompressionen, Beatmung 10/min.
- Mechanische Reanimationshilfe / nicht dicht sitzender SGA: Ausreichende Tidalvolumen (6-8ml/kg)? Sonst 30:2!
- Intubation bei genug (erfahrenem) Personal vor Ort, wenn Maske-Beutel oder SGA nicht funktioniert, wenn mechanische Reanimationshilfe - spätestens bei ROSC
- Volumenkontrollierte Beatmung: VT 6 ml/kg, Pmax hoch, FiO2 100% (möglichst "Reanimationsmodus" am Gerät einstellen)
Zugang
- Primär iv.-Zugang! Oft V. jugularis externa gut punktabel.
- Nach 30 sek. kein Erfolg: intraossär (Humeruskopf, proximale Tibia, distale Tibia = Malleolus medialis)
Diagnostik
- Kapnografie: Ziel-etCO2 >20mmHg
- Rascher CO2-Anstieg (+10mmHg): möglicher ROSC
- Langsamer CO2-Abfall: Red. Effizienz Thoraxkompression?
- Blutgasanalyse (z.B. A. femoralis) Oxygenierung? Elektrolyte? pH? (→ reversible Ursachen)
- Fokussiertes Echo (während Rhythmuscheck, Dauer max 5 sek.), a.e. subxiphoidal: Herzaktion? Perikardtamponade? (Tipp: Loop aufnehmen!)
Tipps
- Peri-Arrest (drohender Kreislaufstillstand)? Alles für Reanimation vorbereiten! Defi-Patches kleben, Hochdosis-Sauerstoff via Maske, Beatmungsbeutel vorbereiten, iv.-Zugang legen und sichern.
- Bei jeder Reanimation: Orientierendes Echo (subxiphoidal) + BGA
Am Anfang einer Reanimation häufig „Chaosphase“
- Unsicherheit ob Kreislaufstillstand? → Reanimation!
Keine Zeit mit Pulstasten verschwenden!
Basics:
- Thoraxkompressionen (100-120/min)
- (Masken-) Beatmung
- Verhältnis Kompression/Beatmung: 30:2
- Erste Frage: Defibrillierbarer vs. nicht defibrillierbarer Rhythmus?
Advanced Life Support

PEA = Pulslose Elektrische Aktivität
Reversible Ursachen: 5 Hs und HITS

Checkliste Laufende Reanimation
Inspiriert durch Advanced Critical illness Life Support (ACiLS) “(PR-E-)AUD2IT”-Schema sowie orientiert an den Leitlinien des ERC zu Advanced Life Support.
Abbruch einer Reanimation
Situation und Outcome bei CPR individuell sehr variabel. Abbruch bleibt Einzelfallentscheidung aus Summe der vorliegenden Befunde! Kein “Slow-Code” (absichtlich ineffektive Reanimation)!
“Abbruch-Kriterien” (s. Checkliste unten) sprechen für schlechtes Outcome - insb. bei Vorliegen mehrerer Kriterien sollte Abbruch erwogen werden.
Prolongierte Reanimation (+ evtl. ECLS) eventuell sinnvoll bei: Pseudo-PEA, Hypothermie, Hyperkaliämie, Intoxikation, rezidivierende/persistierende VF/VT.
Checkliste Abbruchkriterien CPR
Immer individuell einschätzen! Kein "Einzelkriterium" isoliert betrachten.
- Gebrechlichkeit/Pflegebedürftigkeit, v.a. in Kombination mit hohem Alter
- Initiale Asystolie
- Unklare Liegedauer, keine Laienreanimation
- Chronisch/unheilbare Krankheit im terminalen Stadium
- Reanimation über 20 Minuten ohne ROSC bei Asystolie
- Kapnografie: etCO2 <10mmHg trotz mindestens 20 min. Reanimation (CAVE: Tubus muss korrekt endotracheal liegen!)
Prolongierte Reanimation eventuell sinnvoll bei
- Pseudo-PEA (s. unten)
- Hypothermie (Wasser, Lawinen)
- Hyperkaliämie
- Intoxikation (wenn spezifische Therapie möglich ist - z.B. Antidot, Dialyse, ECLS)
- Rezidivierendes / persistierendes Kammerflimmern / VT
- Lyse (dann aber mindestens 60-90 Minuten Reanimation fortführen!)
→ Jeweils, falls verfügbar: ECLS erwägen!
Sonderfälle / spezielle Umstände
Persistierendes Kammerflimmern
Definition: VF oder pulslose VT >3-5 Schocks ohne Erfolg
Häufige Ursachen:
- Myokardiale Ischämie
- Intoxikation
- QTc-Verlängerung (erworbenes Long-QT)
- Elektrolytentgleisungen
Checkliste persistierende VT/VF
- Kontrolle Defi-Elektroden (korrekte Position?)
- Reposition Defi-Elektroden, z.B. auf anterior/posterior-Position
- ggf. (wenn 2. Defi verfügbar; CAVE: Gewährleistung der Geräte kann erlöschen):
"Dual Sequence Defibrillation" → ein Paar der Defi-Patches wird apikal-sternal und ein zweites Paar anterior-posterior aufgebracht. Defibrillation dann dann beinahe gleichzeitig mit minimalem <1 Sek Zeitversatz.
- ggf. (wenn 2. Defi verfügbar; CAVE: Gewährleistung der Geräte kann erlöschen):
- BGA: Elektrolytentgleisung (insb. Hyperkaliämie)?
- Medikamente (wenn Amiodaron schon erfolglos verabreicht)
- Lidocain 100mg iv. (vor allem bei V.a. Long-QT)
- Evtl. Magnesiumsulfat 10% 20ml (ca. 8mmol Mg) iv. KI
- Evtl. Betablocker (Esmolol 0,5mg/kg iv.; falls nicht vorhanden ggf. Metoprolol 2,5-5mg iv. Cave: Evtl. prolongierter Schock nach ROSC)
- vaECMO/ECLS erwägen (wenn zeitnah verfügbar)
Pseudo-PEA
Geordnete Kammerkomplexe im EKG ohne tastbaren Puls, aber mit Myokardkontraktion und/oder (minimalem) Auswurf (=Kurve in der arteriellen Messung). Besseres Outcome als „echte“ PEA → Anlage Arterie oder Echo zur Differenzierung hilfreich!
Checkliste Pseudo-PEA
- „RAR“ (Reanimation, Adrenalin, reversible Ursachen)
- Reanimation effektiv fortsetzen
- Ggf. mechanische Reanimationshilfe, ECLS erwägen
- Adrenalin-Dosen ggf. erhöhen
- Erhöhte, kontinuierliche Adrenalin-Dosen erwägen Adrenalin-Perfusor: 1mg/ml iv. Start mit 15mg/h (= 15ml/h) + titrieren. Blutdruck-Ziel: >25mmHg diastolisch (arterielle Messung)
- Reversible Ursachen suchen (Sono, BGA, 5 Hs, HITS)
- QRS im EKG breit: V.a. „metabolische“ Ursache/Infarkt, z.B.
- Hyperkaliämie
- Intoxikation (z.B. Trizyklika, Lokalanästhetika)
- Azidose (pH <7,1)
- Myokardinfarkt mit (fulminantem) Pumpversagen
- QRS im EKG schmal: a.e. „mechanische“ Ursache → Sono!
- Perikardtamponade
- Spannungspneumothorax
- LAE
- Massive pulmonale Überblähung, z.B. bei Status Asthmaticus/COPD
- QRS im EKG breit: V.a. „metabolische“ Ursache/Infarkt, z.B.
Lungenarterienembolie
Hinweis auf LAE: Massive RV-Dilatation im Echo + Anamnese (z.B. Immobilisierung, zuvor Dyspnoe/Thoraxschmerz, bekannte Thrombose oder Gerinnungsstörung) oder Sono-Nachweis TVT (Leiste).
CAVE: Unter länger andauernder Reanimation ist bei vielen Pat. der RV dilatiert, auch ohne LAE.
Checkliste LAE + Arrest
LAE als Ursache des Kreislaufstillstands vermutet:
- Fibrinolyse (z.B. rtPA 0,6mg/kg (max. 50mg) über 15 min. iv., dann Reanimation über mindestens 60-90min fortsetzen! (s. Lysetherapie)
- ggf. mechanische Reanimationshilfe bei prolongierter Herzdruckmassage
- ECLS erwägen (vorab mit ECLS-Team besprechen, ggf. nach Lyse nicht mehr möglich)
Elektrolytstörung
Primäre Elektrolytstörung bei Kreislaufstillstand: Kalium (Hyperkaliämie, seltener Hypokaliämie).
Checkliste Hyperkaliämie > 6,5mmol/l + Arrest
- Calciumgluconat 10% 30ml iv.
- Azidose (pH <7,1): NaBic 8,4% 100ml iv.
- Akutdialyse unter (prolongierter) Reanimation erwägen
Checkliste Hypokaliämie <2,5mmol/l + Arrest
- Kalium 10mmol (z.B. Kaliumchlorid 7,45% 10ml) iv. KI
dann 20mmol/h iv. über ZVK - Magnesiumsulfat 10% 10ml (ca. 4mmol Mg) iv. KI
(bei Hypokaliämie meist gleichzeitig Hypomagnesiämie)
Stromschlag
Häufig primär rhythmogener Arrest. Bei Hochspannung/Blitzschlag auch Gewebsverletzungen, Trauma durch " Wegschleudern", Apnoe via Lähmung Atemmuskulatur/Atemzentrum. Auch längere No-Flow-Time bzw. prolongierte CPR teils mit gutem Outcome.
Checkliste Stromschlag + Arrest
- Brennende/verschmorte Kleidung entfernen
- Frühzeitige Intubation (besonders bei Verbrennung im Gesicht/Atemweg)
- WS-Immobilisierung erwägen, spätestens nach Erreichen des ROSC
Hypothermie
Vor allem bei raschem Einsetzen von Hypothermie oft gute Überlebenschancen (z.B. Sturz in Eiswasser) - daher gilt: „No one is dead until warm and dead“ „… unless already dead“ (z.B. völlig steifgefroren oder Verletzungen, die mit Leben unvereinbar sind)
Checkliste Hypothermie + Arrest
- Vor CPR-Beginn bis zu 1 min. nach Lebenszeichen suchen (Puls tasten, EKG, Echo)
- Temperaturmessung z.B. via Ösophagussonde oder Blasenkatheter
- <30°C: Keine Medikamente, max. 3x Defibrillation (dann erst wieder ab 30°C)
- 30°-35°C: Doppeltes Zeitintervall Medikamente: Adrenalin alle 4 Zyklen = alle 8 min.
- Erwärmung ist die beste Therapie!
- Nasse Kleidung entfernen, Wärmedecken, Wärmelampe, warme Infusion
- ECLS hocheffektiv, alternativ Erwärmung mittels Kühlkatheter
- Vorsichtige Lagerung - s. Umwelteinflüsse - Hypothermie
- Bei primärer Hypothermie (s.oben, "Hypothermie vor Arrest") prolongierte Reanimation, Einsatz von ELCS erwägen
- Hilfestellung bei Indikation zu ECLS/ECMO: "HOPE-Score"
Lawinenunglück
Unterschiedliche spezifische Empfehlungen der US- und europäischen Fachgesellschaften zum Advanced Life Support.
Ursachen Herzkreislaufstillstand:
- Asphyxie (auch durch Schnee in den Atemwegen)
- Trauma bzw. Begleitverletzungen
- Hypothermie (beste Prognose)
Prognose abhängig von:
- Initialer Temperatur
- benötigte Zeit bis zur Rettung (10 Minuten: Überlebensrate 77%, bei >35 Minuten nur noch 7%)
- Atemweg frei oder bsp. verschluckter Schnee
- vermutlich hypoxischer/asphyktischer Arrest: Schlechtes Outcome
- Initiales Kalium
- „normale“ Hypothermie: Abbruch der Reanimationsmaßnahmen bei >12mmol/l)
- bei Lawinenopfern bereits bei Kalium >8mmol/l
Schwangere
Wichtigste Ursachen: LAE, Sepsis, Eklampsie, Blutung.
Peripartal: Fruchtwasserembolie!
Checkliste CPR bei Schwangeren
- Gynäkologie sofort einbinden!
- Massive vaginale (postpartal/Abort) Blutung:
- Massivtransfusion, Gerinnungstherapie
- Postpartal V.a. Uterusatonie: Oxytocin 3IE iv.
- Notfalls manuelle Kompression des Uterus
- Rasche Intubation (erhöhtes Aspirationsrisiko)
- Manuelles Verschieben des Uterus nach lateral (egal, welche Seite)
- Ab 20 SSW: Sofortige Notfall-Sectio (unter Reanimation) erwägen; ab 22-24 SSW ev. auch Überlebenschance Kind
Patient:innen mit VAD
VAD = ventricular assist device, „Kunstherz“
CAVE: Die meisten VAD-Patient:innen haben keinen Puls, da das Gerät keinen pulsatilen Flow erzeugt.
Checkliste CPR bei VAD-Patient:innen
- Bewusstlos & keine Atmung: Herzdruckmassage!
- Defibrillierbarer Rhythmus (VT/VF): Defibrillation
- Frühzeitig arterieller Zugang (Druck messbar?), fokussiertes Echo (Fluss sichtbar?): Ggf. auch Sono A. Carotis mit Farbdoppler: Fluss sichtbar?
- Gerät prüfen, s. Sonderfall - LVAD
Traumatic Cardiac Arrest - TCA

Bei sicherem traumatischem Arrest macht eine Herzdruckmassage keinen Sinn. Wenn unklar, ob tatsächlich traumatischer Arrest - Herzdruckmassage durchführen!
Checkliste Traumatischer Arrest
- Massive äußere Blutung kontrollieren (Tourniquet, Druckverband)
- Intubation (oder effektive Beatmung mit SGA)
- Thoraxentlastung beidseits (ggf. Nadel-Dekompression, immer Finger-Thorakostomie, je im 5. ICR - vordere Axillarlinie ("Bülau-Position")
- Volmengabe: 500-1.000ml VEL, ggf. Massivtransfusion + Gerinnungstherapie
- Beckenschlinge (bei stumpfem Trauma)
- Fokussiertes Sono: Perikardtamponade?
- → Ja: (Clamshell-)Thorakotomie erwägen, Tamponade ausräumen, ggf. + manuelle proximale Aortenkompression
Intoxikation
Je nach Ursache ECLS bzw. prolongierte mechanische Reanimation erwägen
Checkliste Intoxikation + Arrest
- Trizyklische Antidepressiva: NaBic 8,4% 1ml/kg iv. KI
- Betablocker/Calciumantagonisten/Lokalanästhetika: “Lipid Rescue" erwägen, wenn ECLS nicht verfügbar/geplant: Lipidemulsion 20% 100ml iv. (bis zu 3x), dann 1.000ml iv. über 30 min.
- s. Intoxikation
Post-ROSC-Versorgung
Jetzt Konzentration aufrechterhalten, kritische Phase - Pat. ist ein „rohes Ei“!
Primäre Ziele:
- Normoxämie (SpO2 auf 94-98% titrieren)
- Normokapnie (etCO2 ca. 45mmHg)
- Beatmung mit angepasster AF, Tidalvolumen 6ml/kg
- Normotonie = systolisch RR >100mmHg bzw. MAP >65mmHg mittels Noradrenalin (Hypotonie vermeiden)
Checkliste Post-ROSC
- Re-Evaluation nach ABCD
- Narkose/Katecholamine nötig?
- 12-Kanal-EKG (Ischämiezeichen? Rhythmusstörung?)
- Sofortige Herzkatheter-Untersuchung bei STEMI-/OMI-EKG, sonst zeitnah nach kardiologischer Rücksprache
- In den ersten Minuten direkt nach ROSC unspezifische EKG-Veränderungen möglich, daher ggf. EKG nach 7-10 min. wiederholen
- Sonografie fokussiert
- RUSH-Sono (Herz, Lunge, IVC, Abdomen, Aorta): Hinweis auf Ursache? Freie Flüssigkeit Abdomen (DD: Reanimationsverletzung?)
- Bei klinischem Verdacht/DD LAE: Thrombose V. femoralis/poplitea?
- BGA: Oxygenierung, pH, Elektrolyte, Hb, Glucose, Laktat
- Arterieller Zugang zur invasiven Blutdruckmessung (rechte Leiste und Handgelenk für Herzkatheter schonen!)
- Wenn Kapazität / keine andere zeitkritische Intervention notwendig
- Anlage Blasenkatheter (mit Temperatur-Sonde)
- Anlage Magensonde (v.a. bei zuvor längerer Beatmung mit SGA/Maske/Beutel)
- Diagnostik/weitere Schritte
- CT (Schädel/Thorax/Abdomen mit iv.-KM) bei unklarer Ursache und nach prolongierter Reanimation insb. mit mechanischer Reanimationshilfe (Reanimationsverletzungen z.B. Milz/Leberlazeration/Pneumothorax)
- Akute Intervention (insb. Herzkatheteruntersuchung/OP) nötig?
- Repetitive Notfallsonografie (RUSH) sowie BGA insb. bei klinischer Verschlechterung
- Temperaturmanagement (TTM) nach lokalen Vorgaben
Beispiel-Ablauf Reanimation
Vorschläge - immer an individuelle Situation anpassen!
Defibrillierbarer Rhythmus
Fokus: Defibrillation. Medikamente später!
- Zyklus (2min):
- Defi-Elektroden kleben
- supraglottischer Atemweg
- Rhythmuscheck: VF (Kammerflimmern) / VT (Ventrikuläre Tachykardie)
→ Schock mit 150J
- Zyklus (2min):
- iv.- oder io.-Zugang
-
Rhythmuscheck: VF / VT
→ Schock mit max. Joule
- Zyklus (2min):
- Adrenalin/Amiodaron vorbereiten
- BGA abnehmen
- Rhythmus-Check: VF / VT
→ Schock mit max. Joule
→ Amiodaron 300mg iv.
→ Adrenalin 1mg iv.
- Zyklus (2min):
- Hs / HITS durchgehen
- Ultraschall vorbereiten
- ECPR erwägen
NICHT defibrillierbarer Rhythmus
Fokus: Adrenalin. Pseudo-PEA erwägen!
- Zyklus (2min):
- Defi-Elektroden kleben
- supraglottischer Atemweg
- Rhythmus-Check: Asystolie / PEA
→ kein Schock
(Adrenalin, sobald Zugang verfügbar)
- Zyklus (2min):
- iv.- oder io.-Zugang
- Adrenalin vorbreiten
- Rhythmuscheck: Asystolie / PEA
→ Adrenalin 1mg iv.
- Zyklus (2min):
- nochmal Adrenalin vorbereiten
- BGA abnehmen
- Rhythmuscheck: Asystolie / PEA
- Zyklus (2min):
- Hs / HITS durchgehen
- Pseudo-PEA erwägen!
- Ultraschall vorbereiten
- Rhythmuscheck: Asystolie / PEA
→ Adrenalin 1mg iv.
- Hs / HITS durchgehen
Expert Life Support
Wichtig bei allen „erweiterten“ Maßnahmen ist: „Die Basics müssen laufen“!
- Hochqualitative, konstante Herzdruckmassage
- Effektive Beatmung
- Defibrillation
- Medikamente nach Algorithmus
Je nach Erfahrung des Teams und den verfügbaren Ressourcen, können weitere Maßnahmen eventuell hilfreich für die Optimierung der Reanimation sein. Allerdings gibt es wenig „harte" Evidenz für u.g. Maßnahmen.
In erfahrenen Teams kann es zielführend sein, die „Allgemeine Reanimation" (obige Punkte) an eine weitere Person (z.B. erfahrene Pflegekraft) zu delegieren, damit Experte / eine Expertin den Kopf für komplexe, erweiterte Maßnahmen „frei" hat.
- Precharging: Defibrillator bereits während Herzdruckmassage laden, um Pause zu vermeiden. Dann sofortige Schockabgabe bei defibrillierbaren Rhythmus während Rhythmuskontrolle. (Sicherheitsrisiko! Klare Kommunikation mit dem Team notwendig!)
- Rhythmuscheck mit Sonografie: Statt einer potenziell unsicheren Pulskontrolle per Tastbefund an A.femoralis oder A.carotis kann der Linearschallkopf mit aktiviertem Farbdoppler in der Leiste oder an der Carotis platziert werden. Wenn pulsierender Fluss darstellbar: „Puls“.
- Frühzeitiger arterieller Zugang: Anlage möglichst in linke Leiste, um rechte Leiste für Herzkatheter zu schonen. Gut für wiederholte BGA und Qualitätskontrolle der Effektivität der Thoraxkompression (Ziel: Diastolischer Druck > 25-30mmHg)
- TEE (Transösophageale Echokardiografie): Einsatz während der Reanimation zur Optimierung des Druckpunktes (und Beurteilung kardialer Pathologie/Funktion)
- ECLS (VA-ECMO): Frühzeitige Nutzung, v.a. bei persistierendem Kammerflimmern, Intoxikation, Hypothermie oder LAE
Extracorporeal Life Support (ECLS)
Klassische Indikationen für den ECLS Einsatz bei Herzkreislaufstillstand sind:
- Kardiale Genese (insb. Myokardinfarkt), v.a. bei persistierendem Kammerflimmern/ventrikulärer Tachykardie
- Intoxikation
- Hypothermie
- Elektrolytentgleisung
- Lungenembolie
- (Anaphylaxie)
Was ist ECPR?
Durch Anlage einer venoarteriellen extrakorporalen Membranoxygenierung (vaECMO) kann auch bei Kreislaufstillstand eine ausreichender Blutfluss und Gasaustausch gewährleistet werden. Hierdurch kann im Rahmen einer Reanimation der Kreislauf aufrecht erhalten werden, bis reversible Ursachen für den Kreislaufstillstand behoben wurden.
Die Kanülierung erfolgt meist femoral durch Anlage einer 15-17 Fr. Kanüle mit 15-30cm arteriell und Anlage einer 23-26 Fr. Kanüle mit 55-60cm Länge. Die Kanülen werden vie Seldinger Technik unter Dilatation eingebracht, chirurgische „Cut-Down“ Techniken werden unter Reanimation seltener angewand.
Nach Kanülierung wird das Blut über eine (Zentrifugal-)Pumpe durch einen Oxygenator gepumpt, wo der Gasaustausch (Oxygenierung und Decarboxylierung) erfolgt. Das Blut wird dann retrograd (also von unten nach oben) in die Aorta zurückgegeben und baut so einen Perfusionsdruck auf. Durch die ECMO kann das Herzzeitvolumen der Patient:innen vollständig ersetzt werden.
Da durch die Anlage der arteriellen Kanüle häufig die distale Perfusion des Beins gestört ist, erfolgt in der Regel die Anlage einer Schleuse nach distal in ipsilaterale A. Femoralis.
Weiterhin wird bei eingeschränkter kardialer Pumpfunktion häufig eine Impella zur Entlastung des linken Ventrikels („Ventrikel-Venting“) eingesetzt.
Insgesamt erfordert ECLS guten (femoralen) Gefäßzugang, sodass hierauf bei entsprechenden „Kandidat:innen“ bereits während der CPR geachtet werden sollte.
Indikationen "Pro- und Con-Argumente"
Die Indikationen bzw. Ein-/Ausschlusskriterien für ECLS werden international diskutiert. Die Indikationsstellung bleibt daher individuelle Abwägung, kann jedoch durch die nachfolgenden pro und contra Kriterien eingegrenzt werden:
Pro-ECLS:
- Lebenszeichen unter CPR (Schlucken, Grimassieren etc.)
- Beobachteter Kollaps
- Keine NoFlow-Zeit
- Alter <70 Jahre
- Defibrillierbarer Rhythmus
- Intoxikation
- Hypothermie
Contra-ECLS:
- NoFlow-Zeit unbekannt / >10min
- Alter > 70 Jahre
- etCO2 < 10mmHg trotz suffizienter CPR
- Dauer der CPR > 60min
- Nicht therapierbare Ursache der CPR
- terminale Grunderkrankung mit kurzer Lebenserwartung
Checkliste Vorbereitung ECPR
- Je nach lokalen Gegebenheiten mit dem ECPR Team vorab abstimmen! Allgemeines Vorgehen:
- Räumliche Aufteilung
- kranial der Hüfte: CPR Team (Reanimation läuft bis ECMO Start normal weiter)
- kaudal der Hüfte ECPR Team (Arbeiten von beiden Seiten der Leiste ermöglichen!)
- Vorbereiten der Leisten
- Entkleiden und ggf. Rasur
- KEINE femoralen Gefäßzugänge/Punktionen
- Ultraschall + sterile Abdeckung für ECLS Team bereithalten
Weiterführende Literatur und Links
Interessante Links (frei zugänglich)
- Leitlinien Reanimation 2021 (ERC/NORE 2021)
- Leitlinie Reanimation 2021 Kompakt (GRC 2021)
- Zusammenfassung Reanimationsleitlinien (Nerdfallmedizin 2021)
- Leitlinie Extrakorporale Zirkulation ECLS/ECMO (AWMF 2020)
Literatur
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- Cheskes, S. et al. Defibrillation Strategies for Refractory Ventricular Fibrillation. N. Engl. J. Med. 387, 1947–1956 (2022).
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- Voorde, P. V. de et al. Lebensrettende Maßnahmen bei Kindern (Paediatric Life Support, PLS). Notfall Rettungsmed 24, 650–719 (2021).
- Nolan, J. P. et al. Postreanimationsbehandlung. Notfall Rettungsmedizin 24, 524–576 (2021).
- Fandler, M. & Böhm, L. Reanimation 2021: Die wichtigsten Änderungen. Notaufnahme up2date 03, 303–309 (2021).
- Viniol, S., Thomas, R. P., König, A. M., Betz, S. & Mahnken, A. H. Early whole-body CT for treatment guidance in patients with return of spontaneous circulation after cardiac arrest. Emerg. Radiol. 27, 23–29 (2020).
- DGTHG. S3-Leitlinie Extrakorporale Zirkulation (ECLS / ECMO), Einsatz bei Herz-und Kreislaufversagen. AWMF (2020).
- Lemkes, J. S. et al. Coronary Angiography after Cardiac Arrest without ST-Segment Elevation. N. Engl. J. Med. 380, 1397–1407 (2019).
- Becke, K., Eich, C. & Landsleitner, B. Die kardiopulmonale Reanimation der Schwangeren. Anästh Intensivmed (2018) doi:10.19224/ai2018.012